Nachwuchsproblem beim Frauenbund: «Man muss Frauen direkt ansprechen»

Der Frauenbund Obwalden kämpft ums Überleben. Im März tritt der Vorstand zurück – und noch immer gibt es keine Nachfolgerinnen. Die Suche nach Vorständen ist auch andernorts schwierig. «Ein Inserat bringt nichts», sagt Karin Ottiger vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund, der bereits anderen Kantonalverbänden geholfen hat.

Barbara Ludwig

Der Frauenbund Obwalden wurde 1961 gegründet. Der Verband ist Teil des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SFK), also des nationalen Netzwerks katholischer Frauen. Ob er im Juni seinen 63. Geburtstag feiern kann, ist offen.

Die aktuelle Präsidentin Andrea Imhof und ihre beiden Kolleginnen im Vorstand werden demissionieren, und bislang ist keine Nachfolge in Sicht. Das berichteten diese Woche verschiedene Zentralschweizer Medien. Laut Andrea Imhof gestaltete sich die Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern bereits seit mehr als zehn Jahren schwierig.

«Die Freiwilligenarbeit bleibt oft auf der Strecke.»

Karin Ottiger, Co-Geschäftsleiterin SKF

Mit diesem Problem steht der Frauenbund Obwalden allerdings nicht alleine da. «Es ist ein Phänomen, das nicht nur Frauenverbände, sondern Vereine allgemein betrifft – und zwar schweizweit», sagt Karin Ottiger auf Anfrage. Ottiger ist Co-Geschäftsleiterin des SKF. Freiwilligenarbeit sei zwar immer noch beliebt. «Heute engagieren sich die Menschen aber lieber in Projekten. Man lässt sich nicht gerne in ein verbindliches Amt wählen.»

Auch die Rolle der Frauen habe sich verändert. «Fast alle Frauen sind berufstätig und haben gleichzeitig viele familiäre Verpflichtungen. Da bleibt die Freiwilligenarbeit halt oft auf der Strecke», sagt Ottiger. Die zunehmende Mobilität führe zudem dazu, dass die Menschen nicht mehr so stark in ihren Gemeinden und Pfarreien verwurzelt seien.

SKF unterstützt Kantonalverbände bei der Suche

Ottiger berichtet, dass auch die Frauenverbände in Zug und Uri jüngst Probleme hatten bei der Bestellung eines neuen Vorstands. Ein Jahr lang mussten sie ohne dieses Gremium auskommen.

«Wir sind als nationaler Dachverband eingesprungen und haben gemeinsam mit engagierten Frauen die beiden Verbände während dieses Jahres geführt.» Der SKF sei zudem gemeinsam mit diesen Frauen auf die Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern gegangen.

Offensichtlich erfolgreich: Man habe «wunderbare Frauen» gefunden, die sich an den kommenden Mitgliederversammlungen zur Wahl stellen werden, sagt Ottiger.

Auch der Frauenverband Obwalden bekommt zurzeit Support vom SKF, um die drohende Vakanz im Vorstand abzuwenden. Im Rahmen eines Coachings wurden in den vergangenen Monaten Versammlungen für die Präsidien der einzelnen Ortsvereine durchgeführt. Da wurde zum Beispiel die Bedeutung des Kantonalverbandes erörtert und überlegt, wie es weiter gehen könnte.

Den Kanton «aktiv abgrasen»

Man habe den Frauenverband Obwalden auch beim Aufsetzen von Briefen an die zehn lokalen Frauengemeinschaften unterstützt und ihnen erklärt, wie man «aktiv den Kanton abgrasen könne», berichtet Ottiger.

Denn es habe sich gezeigt: «Ein Inserat bringt nichts. Man muss Frauen direkt ansprechen – meist zwei bis drei Mal – bis sie Ja sagen.» Die Co-Geschäftsleiterin des SKF sagt, sie sei zuversichtlich, dass sich bis zur Generalversammlung am 22. März Frauen finden lassen, die sich zur Wahl stellen. «Obwalden ist ein überschaubarer Kanton, hier kennt man sich.»

Kantonalverbände sind sozial und politisch aktiv

Warum braucht es überhaupt Kantonalverbände? Dazu sagt Karin Ottiger vom SKF: «Der Schweizerische Frauenbund ist ein grosses Netzwerk.» Darin spielten die Kantonalverbände eine zentrale Rolle als Bindeglied zwischen den Ortsvereinen und dem nationalen Dach. Sie sind auch in der Vernetzung mit anderen Frauenorganisationen aktiv und leisten politische Arbeit.

So hat sich zum Beispiel der Katholische Frauenbund Zürich im vergangenen Jahr in einer Stellungnahme zur Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten äussern können. Meist hätten die Kantonalverbände Einsitz in Gleichstellungskommissionen und im Vorstand kantonaler Caritas-Organisationen, sagt Ottiger.

Die Kantonalverbände sind auch selber sozial engagiert. Laut Ottiger führen viele von ihnen eigene soziale Fonds und je nach Grösse auch eigene Beratungsstellen. In Obwalden ist es ein Familienfonds, der Mütter und Familien in Not unterstützt. Der Frauenbund Obwalden organisiert zudem jedes Jahr Anlässe für verwitwete Frauen. (bal)